Das Brauchtum bewahren
Dass der Verein so boomt, freut die Vorsitzenden: Michael Schneider und David Reichwein führen ihn seit seiner Gründung am 22. April 2013. Die Kerbeburschen gab es schon länger, sie hatte 2010 der Vereinsring reaktiviert, aber als Verein bestehen sie nun fünf Jahre. Für Michael Schneider war es keine Frage, sich zu engagieren: Sein Vater war schon Kerbebursch gewesen und hatte in den 1990er Jahren versucht, eine Kneipen-Kerb zu etablieren. „Das hat mich inspiriert, und dadurch kannte ich das Brauchtum“, sagt Michael Schneider, der 2011 mit seiner Ausbildung fertig wurde und sich engagieren konnte. Im selben Jahr stellten die Sossenheimer Kerbeburschen ihren ersten eigenen Baum, damals noch unter gemeinsamer Führung von Michael Schneider und Melanie Esther. 2012 stand der Baum das erste Mal am Faulbrunnen, und im Jahr darauf wurde der Verein im „Hainer Hof“ aus der Taufe gehoben – 14 Gründungsmitglieder waren damals dabei, und der Sossenheimer Künstler Peter Kullmann, der die Kerbeburschen mit Fahnen- und anderer Gestaltung unterstützt hatte, wurde aus dem Stand zum Ehrenmitglied ernannt. Seitdem ist Schneider erster Vorsitzender und Reichwein sein Stellvertreter.
Den Verein ausgebaut
Sie schufen den Kontakt zu einem Schwanheimer Bauer, der das nötige Gefährt hatte, um einen Baum zu transportieren, und dem auch die Halle Heeb im Sossenheimer Unterfeld gehört: Dort steht der Umzugswagen der Kerbeburschen, der zum Jubiläumsjahr neu gestaltet wurde und kürzlich seinen großen Auftritt beim Hessentag in Korbach hatte (wir berichteten).
„Wir wollen mehr aus dem Verein machen“, sagt Schneider, deswegen habe man zusätzlich zur Kerb das Engagement begonnen, bei Fastnachtsumzügen mitzufahren. Seit 2013 ist Auto Klein Hauptsponsor, und es gibt ein Kerbeburschen-Auto in den Vereinsfarben. Das Engagement beim Sossenheimer Weihnachtsmarkt war nur der nächste Schritt. Dieses Jahr sind die Kerbeburschen das erste Mal beim Höchster Altstadtfest dabei.
Die Mitgliederzahl ist auf knapp 70 gewachsen, und längst sind nicht mehr nur junge Leute dabei. Es gibt eine Kooperation mit den „Spritzern“, dem Sossenheimer Karnevalsverein, und jedes Jahr wird zudem eine Tour in einem historischen Omnibus organisiert.
Im vorigen Jahr fiel der Beschluss, sich an der 800-Jahr-Feier zu beteiligen. Schneider organisiert den Festumzug, und außerdem hat der Verein ein Konzert des Landespolizeiorchesters für 21. September organisiert. Vor dem Konzert wird im Volkshaus eine historische Ausstellung eröffnet, zu dem Mitglied Frank Durda die Geschichte der Kerbeburschen in Sossenheim bis zurück in die 1890er Jahre recherchiert hat. „Wichtig ist es für uns, etwas für das Image von Sossenheim zu machen“, sagt Michael Schneider. Deswegen gibt es jetzt auch eine Jugendabteilung: in ihr können Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre aktiv werden.